Existenzgründung - 1. Teil
Du trägst dich mit dem Gedanken dich selbständig zu machen. Und
du hast schon eine Idee!
Was du mit Bestimmheit weißt ist, dass du einen Plan brauchst um
zu wissen, was du alles beachten musst beim Aufbau deines Unternehmens. Dieser Plan ist der Businessplan. Die allgemein zugänglichen Vorlagen
geben dir zumindest einen ersten groben Überblick. Denn je nach
Branche, wo du tätig werden willst, gibt es Besonderheiten aber auch im Hinblick auf dein Produkt oder deine Dienstleistung wie auch deine Persönlichkeit gibt es einiges zu beachten, was in dem herkömmlichen
Schema eines Businessplans nicht auftaucht.
Doch wo fängst du an? Konkurrenz- und Marktanalyse? Analyse deiner Qualifikation? Standortsuche von Geschäftsräumen?
Auswahl von Versicherungen? Wahl der rechtlichen Form deines Unternehmens? Unternehmenskonzeption? Aufstellung der benötigten Investitionen? Kapitalbedarfsplanung? Liquiditätsplanung? Erarbeitung eines Controllingkonzeptes?
Wo ist der Anfang?
Der Anfang ist hinten! Ganz am Schluss! Bei dem was am Schluss rauskommen muss damit du heute und morgen davon leben
und deinen Lebensplan umstetzen kannst!
Denn wenn du dort nicht anfängst, dann ist es sehr wahrscheinlich, dass die ganze Zeit, Energie und das Geld welches du in
die Erarbeitung und Umsetzung deines Businessplans steckst umsonst sind.
Warum?
Stell dir vor, deine Idee ist es eine Dienstleistung anzubieten. Es gibt einen Markt dafür, du kennst die Kaufkraft deiner
potentiellen Kunden aber es gibt auch Konkurrenz. Du machst deine Investionsplanung sowie die Planung deiner
laufenden Kosten die du in deinem Unternehmen haben wirst. Dann siehst du dir die Preise an, die deine Konkurrenz
aufruft und passt dich denen an, da du davon ausgehen musst, dass deine potentiellen Kunden nicht mehr für deine
Dienstleistung zahlen wollen als bei deiner Konkurrenz.
Dabei stellst du fest, das ja zwischen deinen Kosten die in deinem Unternehmen auflaufen und dem Preis den du aufrufst
eine Spanne liegt mit der du in deiner augenblicklichen Lebenshaltung auskommst.
Und in vielen Sachbüchern zu diesem Thema ist wird auch ausgeführt, es ist ja der Anfang deiner Selbständigkeit und da
weiß man ja, dass man sich erst am Markt etablieren muss und man soll, auch, in dieser Phase, seine persönliche
Lebenshaltung soweit wie möglich einschränken.
Auf dieser Basis erstellst du deine Kapitalbedarfsplanung sowie deine Liquditätsplanung und dein Controllingkonzept.
Der Businessplan sieht rund aus, deine Liquiditätsplanung weist immer ein Plus aus! Alles Super!
Doch dann stellst du fest, dass das was hinten rauskommt nicht reicht. Ja, du hast dich eingeschränkt aber ist es das was
du willst? Eigentlich bist du ein Mensch der Sicherheit braucht, doch wo ist diese Sicherheit wenn dein Unternehmen
nicht mehr seine Leistung anbieten kann. Wie z. B. die Coronakrise gezeigt hat oder deine Dienstleistung wird mit einem
Exportverbot belegt, doch du hast Kunden im Ausland? Eine Arbeitslosenversicherung für Selbständige gibt es nur in
bestimmten Fällen. Du hättest also vorsorgen müssen. Auch für eine Modifikation deiner Dienstleistung um diese auch
unter den neuen Gegebenheiten anbieten zu können.
Dann gibt es noch das Thema der Altersvorsorge. Es sind entsprechende Gesetzesvorschläge im Gespräch. Wie die
Bedingungen aussehen werden auf denen eine Altersvorsorge auch als solche anerkannt wird steht noch in den
Sternen und daher kannst du im Moment auch nicht in dieser Richtung aktiv werden. Doch entsprechende Rücklagen
möchten bereits einkalkuliert sein.
Und dann gibt es noch das Thema das eigentlich wichtig ist. - Du! - Deine Lebensplanung.
Warum willst du dich selbständig machen? Da gibt es vielen Antworten und alle sind persönlich. Der Eine möchte gerne
unabhängig sein und selbst entscheiden was er tut. Der Andere möchte etwas tun wo er sich so einbringen kann wie er
es möchte und wieder Freude haben an seiner Arbeit. Wieder ein Anderer möchte sehr viel Geld verdienen, so dass er
in der Lage ist mit 45 Jahren sein Unternehmen zu schließen und sich ins Privatleben zurückzuziehen. Und dann gibt
es noch denjenigen, der seine Selbständigkeit nutzen möchte um genug Geld zu verdienen, dass seine Familie finanziell
abgesichert ist und einen gewissen Lebensstandard leben kann aber unter der Bedingung von einer geringeren
Arbeitszeit um mehr am Familienleben teilhaben zu können.
Du siehst es gibt viele Lebensplanungen und noch viel mehr.
Und diese Lebensplanung musst du im Vorfeld in Zahlen darstellen. Denn das Geld was du aus deinem Unternehmen
entnehmen kannst - dein Unternehmerlohn - muss die Kosten für deinen Lebensplan abdecken. Tut er das nicht, wirst
du unzufrieden. Diese Unzufriedenheit wirkt sich auf deine Persönlichkeit aus und das hat wiederum Einfluss auf dein
persönliches Umfeld wie auch auf deine Arbeit und die Beziehung zu deinen Kunden.
Wieso muss ich das schon jetzt machen?
Nun, wenn du im einem Angestelltenverhältnis bist, beginnst du dein Arbeitsleben, i. d. R., mit einem Gehalt, dass niedriger
ist als das von Kollegen, die schon über eine gewisse Berufserfahrung verfügen oder/und schon länger im Unternehmen
weilen und dort schon eine Karriere begonnen haben. Im Laufe der Zeit, wirst du dir zunehmend deines Wertes für das
Unternehmen bewusst und verhandelst dein Gehalt nach. Dies geschieht in den meisten Fällen das erste Mal nach dem
Probehalbjahr. Solltest du in einem Unternehmen arbeiten, wo es eine Tarifbindung gibt, dann erhöht sich dein Gehalt
automatisch im Rhythmus der Tarifverhandlungen.
Im Unternehmen selbst kannst du auch Karriere machen. Im Regelfall wird man auch vom Unternehmen dabei unterstützt,
denn dieses möchte dich ja als wertvolle Arbeitskraft behalten. Und du kannst auch selbst an Fortbildungen teilnehmen -
welche auch, oft zumindestens teilweise - vom Unternehmen finanziert werden und damit kannst du wiederum auf der
Karriereleiter nach oben steigen und dein Gehalt erhöhen. Oder aber du wechselst das Unternehmen, da sich deine
Lebenssituation gewandelt hat und du nun ein höheres Gehalt benötigst um dein nunmehr neues Leben zu finanzieren.
Warum tun dies Angestellte? Ganz einfach, weil sie sich ihres Wertes für das Unternehmen bewusst sind, sie mit ihrer
Arbeit ihr Leben und ihr Lebensziel finanzieren wollen und eine entsprechende Wertschätzung - welche sich auch in
Geld ausdrückt - erfahren möchten.
Nun, als Selbständiger hat deine Arbeit auch einen Wert. Doch du bist nicht in der Lage deine Preise entsprechend deinem
neu hinzugekommenden Berufserfahrungen zu erhöhen. Oder, falls du in einer Branche tätig bist wo auch Unternehmen
am Markt sind die Tarifbindung haben, eine Preisangleichung an die in der Branche üblichen Tariflöhne zu erwirken.
Auch kannst du keine Preiserhöhung von deinen Kunden verlangen, weil du dich weitergebildet hast. Auch ist die
Möglichkeit schnell ein anderes Unternehmen zu gründen um damit auf dem Markt höhere Preise zu erzielen nur sehr, sehr
eingeschränkt möglich . Denn um dies umzusetzen, brauchst du viel Kapital um durch ein entsprechendes
Marketing schnell eine kaufkräftige Kundschaft zu erwerben um dein Ziel - einen höheren Unternehmerlohn - zu
erreichen.
Ich habe alles zu Papier gebracht und sehe ich bin weit entfernt vom Marktpreis!
Das was ich in meiner Praxis dann immer wieder höre sind zwei Aussagen:
1.) Wenn die Konkurrenz mit dem Marktpreis leben kann, dann habe ich in der Kalkulation meines Unternehmerlohns
etwas falsch gemacht!
oder
2.) Ich kann mein Unternehmen nicht gründen, da ich vom Marktpreis nicht leben kann!
Beide Aussagen sind grundsätzlich falsch!
Kommen wir zur ersten Aussage. Wieso glaubst du, dass du etwas falsch gemacht hast? Nur weil es so vielen andere
Unternehmen gibt die ihr Produkt oder ihre Dienstleistung zu dem am Markt sichbaren Preis anbieten?
Hinterfrage dies doch einfach mal. Schau dir die Konkurrenz an. Verkauft sie nur ein Produkt oder eine Dienstleistung oder
sind es mehrere und das eine subventioniert das andere mit? Gibt es ein Franchisemodell am Markt, wo ein großes
Unternehmen, die Preise vorgibt und eine Monopolstellung behauptet, so dass es mit seinen Preisen Konkurrenz
weitesgehend verhindern will? Wie sieht das Lebensmodell deiner Konkurrenten aus? Können deine Konkurreten
wirklich von ihrem Unternehmerlohn leben?
Gerade die Coronapandemie hat das zu Tage gebracht und ich selbst sehe das auch immer wieder bei Krisenberatungen
- die Kalkulation des Unternehmerlohns war bestenfalls ohne Einbeziehung von Risikoabsicherung und Lebensplanung erstellt
worden bzw. hat nie stattgefunden. Somit war das ganze Projekt von Anfang an zum Scheitern verurteilt.
Es braucht keine Pandemie um mit seinem Geschäftsmodell in Scheiflage zu kommen. Steigende Marktpreise, neue
gesetzliche Regelungen, persönliche Lebensumstände aber auch Vertragsbruch von Geschäftspartnern (Lieferungen
oder Zuarbeiten erfolgen nicht mehr, Kundenabwerbung, deine Leistung wird nicht bezahlt und der Geschäftspartner
entzieht sich deinen rechtlichen Möglichkeiten durch Verlassen des Landes). Es gibt so viele Arten von Schwierigkeiten
in die dein Unternehmen plötzlich geraten kann und da musst du dafür um Vorfeld sorgen, dass es weiterbesteht und
dein Leben finanziell absichert. In welchem Stadium deines Lebensplans auch immer.
Geh davon aus, dass du nichts falsch gemacht hast in deiner Kalkulation. Es ist dein Leben, dein Lebensmodell das du
leben möchtest und nicht das der Anderen. Und daher ist ein Vergleich mit ihnen nicht möglich.
Nun zu der zweiten Aussage. Ja, zu dem Preis den du erzielen musst kannst du dein Produkt oder deine Dienstleistung
- welche bereits am Markt angeboten wird - nicht verkaufen.
Und das ist die entscheidene Erkenntnis die dich weiterbringt und damit an den Markt. Bevor du also Zeit, Energie und
Geld in die Erstellung eines Businessplans gesteckt hast um dann festzustellen, dass es so nicht geht und wieder von
vorne anfangen musst, weißt du nun schon am Anfang, dass du deine Geschäftsidee verändern musst.
Du hast zwei Möglichkeiten. Entweder du setzt dich mit einer vollkommen neuen Idee auseinander oder aber du bleibst
bei der Ursprünglichen und siehst dir die Kundenbedürfnisse an und ob diese wirklich befriedigt werden.
Schau dich um! Bist du selbst mit dem Angebot zufrieden, dass dir vom Markt gemacht wird? Bietet es die Qualität
und/oder den Service den du eigentlich für dein Geld erhalten möchtest? Oder ist es nicht vielmehr so, dass es
zunehmend Unternehmen sind die auf Grund ihrer marktbeherrschenden Stellung dir die Qualität und die
Serviceleistung eines Produktes oder einer Dienstleistung vorgeben?
Und hier liegt deine Chance! Biete etwas an, dass der Kunde sucht. Dann suche dir die Käuferschicht die für dein
Angebot über die entsprechende Kaufkraft verfügt die du brauchst um deine Unternehmerlohn zu erzielen und mache
dann dein Angebot, in dieser Nische.
Nutze die Konkurrenz- und Marktanalyse um festzustellen was dein Alleinstellungsmerkmal ist und wie du deine
Zielgruppe findest. Also nicht um dich anzupassen sondern um dich abzuheben.
Doch dies ist ein Thema für sich und ich werde auf dieses in einem meiner nächsten Beiträge in diesem Blog eingehen.
Auch wenn es eine Reise in die Zukunft ist, ich wünsche dir viel Erfolg bei der Kalkulation deines Unternehmerlohns.
Und nimm dir dafür Zeit.
Folge mir auf Facebook. Ich freue mich auf deinen Besuch.
Kommentar schreiben